Fasnacht

In der Region Basel lassen sich zwei Fasnachtstermine unterscheiden: Die Gemeinden  des Birsecks, dazu zählen auch einige Leimentaler Dörfer wie Oberwil, gehörten zum Fürstbistum Basel. Sie feiern die Herrenfasnacht nach dem „katholischen“ Termin, also in den Tagen vor dem Aeschermittwoch. Die ehemaligen Basler Untertanengebiete, welche reformiert waren, begehen die Alte Fasnacht, welche auch als „Bauernfasnacht“ bezeichnet wird. Diese beginnt erst nach dem Aeschermittwoch.

Fasnacht 1960

Fasnacht auf der Hauptstrasse vor dem Grölihaus. „Hauter Marti“ spielt Bass, daneben marschiert der „Pariser Dolfi“ mit dem Horn.  (A Ba)

Im Volksmund wird häufig behauptet, der spätere Fasnachtstermin wurde nach der Reformation eingeführt, um die katholischen Nachbarn zu ärgern, was aber historisch nicht belegt werden kann. Im Gegenteil, der Bischof zu Basel veranstaltete Ende des 15. Jahrhunderts, also noch vor der Reformation, während der Alten Fasnacht Gastmähler. Vielmehr gibt es eine andere Hypothese, welche die unterschiedlichen Termine begreifbar macht: Auf der Synode von Benevent im Jahre 1091 wurden die Sonntage von der Fastenzeit ausgenommen, weswegen die Fastenzeit um 6 Tage vorverschoben wurde. Ursprünglich dauerte die Fasnacht sechs Tage, vom schmutzigen Donnerstag bis zum Veilchendienstag und endete am Aeschermittwoch. Einige Gebiete übernahmen diese von der Obrigkeit bzw. von den Herren eingeführte Neuerung, daher auch der Name „Herrenfasnacht“. Jene Gebiete, welche beim alten Termin blieben, feiern bis heute die „Alte Fasnacht“.

Verkleidete Kinder an der Birsigstrasse, Fasnacht 1954

Die ersten Belege der Basler Fasnacht stammen aus dem Jahre 1376. Obwohl die Stadt Basel mit der Reformation 1529 die Fastenzeit aufhob, tat dies dem fasnächtlichen Treiben keinen Abbruch. Seit wann in Oberwil Fasnacht gefeiert wird, kann ich nicht sagen, aufgrund von mündlichen Überlieferungen kann aber davon ausgegangen werden, dass sicherlich bereits im 19. Jahrhundert im Dorf Fasnacht gefeiert wurde. Das älteste mir vorliegende Bild stammt aus dem Jahre 1904.

Fastnacht 1904

Fritz Seiler, 6. Ruedi Probst, 7. Josef Sütterlin, 8. Paul Hügin v.l.n.r

Die Überschrift Fastnacht ist kein Schreibfehler, sondern die alte Bezeichnung für das Fest vor der Fastenzeit, welche mit dem Aeschermittwoch beginnt und bis zur Ostern dauert. Da während 40 Tagen gefastet wird, um sich auf die Auferstehung des Herrn vorzubereiten, haben die Menschen nochmals auf den Putz gehauen, gefestet, Fleisch und Eier gegessen. Der Begriff Fastnacht meint also die Nacht vor der Fastenzeit bzw. die mittelhochdeutsche Bezeichnung „vastnaht“, dass die Fastenzeit naht. Acht Männer des Turnverein Oberwil verkleideten sich anlässlich der Fasnacht 1904 als Zigeuner.

Frieda Weber (2.v.l.) mit Freundinnen, Fasnacht 1925

Sujet Fasnachsfeuer

Das Fasnachtsfeuer findet am Sonntag nach dem Fasnachtsumzug auf dem Bielhübel statt. Mehr zu den Bräuchen Fasnachtsfeuer und Reedlischigge finden Sie in der Rubrik „Oberwiler Bruchtum“.

Jungi Fasnächtler im Stasigässli auf einem Stossbärli

Pia und Gretel Seiler freuen sich auf den Fasnachtsumzug

 

 

 

 Winterliche Fasnacht vor dem Schulhäuschen (A Nä)

 

Fasnacht 1953: Sujet Entenwuhr (A En)

Der Fasnächtler Fritz Engler spielt den berühmten Maler Jacques Düblin aus, welcher vielfach im Entenwuhr malte. Klara Düblin-Brodmann, die Ehefrau vom „richtigen Kunstmaler“, ist sichtlich begeistert von der gelungen Verkleidung. Danben steht Düblins Tochter Roswitha.

Fritz Engler verkleidet als Dorfmaler Jacques Düblin, 1953 (A En)

Fasnacht 1953 (A Ba)

Die junge Fasnächtlerin steht bereit mit dem Leiterwagen, welcher die Aufschrift „Um’s Gutzwille, wo finde mir Oel“ trägt?

Fasnacht 1953 an der Therwilerstrasse vor dem „Küng Haus“ (A Ba)

Die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler machten damals noch einen grossen Umzug um das Dorf. Von der Hauptstrasse gings über die Bottmingerstrasse ins Brauerei Quartier und von der Therwilerstrasse wieder zurück zur Hauptstrasse.

Umzug zwischen Postplatz und Bauernhof der Familie Gröli, links sind die Häuser der Familien Düblin, Hügin und Ryf zu sehen ( A Gr).

 

Fastnachtsumzug vor dem Restaurant Central, 1953 (A Ca)

In der Bildmitte ist das Restaurant Krone zu sehen, 1953 (A Ca)

Verkleidete Kinder an der Birsigstrasse, Fasnacht 1954 (A Dü)

Morgenstraich 1957 (A Gr)

„sKlärli mit em Kochkurs“: Fasnacht 1957 (A Dü)

Klara Düblin führte 1956 einen Männerkochkurs durch, was eine Clique zum Anlass nahm, dies als Sujet an der Fasnacht 1957 auszuspielen. Der Tambourmajor ist als Kochlehrerin Klara Düblin verkleidet.

Im Hintergrund ist die Stützmauer des Restaurant Posthörnli an der Bottmingerstrasse zu erkennen. Die Clique läuft durch die Konsumstrasse zwischen den beiden Bauernhäuser der Familie Häring und Binggeli.

Vor dem ACV Oberdorf: Fasnacht 1957 (A Dü)

Dieselbe Clique auf der Hauptstrasse vor dem ACV (Allgemeiner Consumverein beider Basel). Noch in den 50er Jahren gab es im Dorf drei Konsumläden, den ACV Oberdorf (siehe Bild), den ACV Unterdorf (auf der Höhe des heutigen Coop) und in der Brauerei an der Bottmingerstrasse 42.

Fasnachtswagen vor dem Restaurant Krone (A Gr)

Maskenball 1957 mit dem Rektor der Realschule Therwil Paul Müller (A En)

 Maskenball 1957 mit „Frei Heiri“, Coiffeurmeister (A En)

Fasnacht auf der Hauptstrasse vor dem Grölihaus, 1960. „Hauter Marti“ spielt Bass, daneben marschiert der „Pariser Dolfi“ mit dem Horn.  (A Ba)

Umzug 1960 vor dem ACV Gebäude und dem Brunner-Haus, 1960 (A Ba)

 

Umzug 1968 durch Oberwils Hauptstrasse mit dem ACV Mühleturm im Hintergrund (A Bu)

 

Umzug auf der Hauptstrasse mit Blick in Richtung Ryf-Seiler-Haus und Postplatz (A Gr).

 

Fasnachtsläbe

D Fasnacht do im Leimedal foot am Sunntig als scho a

mit Muusig, Umzug un vill Masgge un interessante Fasnachtswäge dra.

D Fasnachtswäge – die sy wichtig – wo me dra als rote cha

was eyserei Verein wei Luschtigs zeige, jede wott s Originellschti ha.

D Chinder derfen au mitmache, freye sich scho lang do druff,

s isch fir si wie fir die Grosse, goht als s Fasnechtsdiirli uff.

Am Mentig frieh dr Morgestreich, dur Stroosse un dur Gasse,

go chesle, knalle un trombetle, e lärmig Chinderspasse.

Friehjer, do isch s anderscht gsi, dr Morgestraich z erläbe.

Me het nit gwisst wär kesslet het, het gluschdered vergäbe.

Mir Chinder hei au Fasnecht gmacht, am Nomidaag die Grosse,

s isch no richtig Fasnecht gsi, d Fraue in de Männerhoose.

D Männer hei als Alti gmacht, eifach nit z erchenne,

alti Schachtle hei si gruefe, un d Chindernaare hinterno go renne.

Z Nacht sy ganzi Rudel cho, in d Hyser go intrigiere,

gwunderig, wär do d Larve lipft, het me z Dringge chenne serviere.

Uff Leiterwäge sy d Rekrute cho Fasnechtszeedel singe,

vor jeder Wirtschaft uff dr Strooss un alles isch cho springe.

Cho loose un cho luege, wär gmacht het chrum un dum,

un gsunge hei si als derzue, leidoria-zwiebele-bum bum.

E Danz hei Durner no uffgfiehrt, Zigyner un Zignerle,

un klingelet hei gar so scheen, Zigynerle mit de Chlingele.

Das sy ungsteerti Freyde gsi, kei Auto isch cho fahre.

Dag un Nacht isch s luschtig gsi fir alli Fasnechtsnaare.

S isch e bscheideni Zyt no gsi, doch d Fasnecht hät me vermisst,

wär sy nit alli Johr wider cho, hät me nyt Luschtigs gwisst.

S Wätter isch au immer wichtig, fir d Fasnechtsfreyde hitte no,

hei mir Räge un kei Sunne, chasch uff de kläbte Räppli stoh.

Ein Gedicht von Pauline Müller-Düblin in: Vo friehjer. E Hampfle Erinnerigsbilder us Oberwil