Pfarrhaus

Das Pfarrhaus ist wohl das historisch bedeutendste Baudenkmal der Gemeinde Oberwil. Es ist um 1783 nach Entwürfen eines unbekannten Architekten erbaut worden. Der längsrechteckige, zweigeschossige Baukubus vertritt den spätbarocken Typus des repräsentativen Pfarrhauses, gekennzeichnet durch die kubische Geschlossenheit, das Fehlen der sonst üblichen Ökonomieanbauten und die architektonische Gliederung der Hauptfassade. Die Betonung der Mittelachse verrät einen Einfluss des französischen Baustils unter Louis XVI., während andererseits das zum Teil geschwungene Mansardendach noch der Louis XV.-Architektur verpflichtet ist. Das Pfarrhaus von Oberwil gilt als eines der besten Beispiele des unter französischem Einfluss stehenden Spätbarocks. Die architektonische Fassadengliederung ist als Stilelement in ehemals ländlichen Gebieten äusserst selten. Das Pfarrhaus Oberwil wurde 1969 in die Liste der geschützten Baudenkmäler des Kantons Basel-Landschaft aufgenommen.

 

Das Pfarrhaus an der Bielstrasse 1 (A Ry)

Das Pfarrhaus vor dem Ausbau der Bielstrasse mit einem grünen Vorgarten (A Ry)

 

Geschmücktes Pfarrhaus mit Pfarrer Erich Baerlocher (1911-1985) anlässlich der Primiz von Markus Degen 1966 (A Hü)

Bei den Restaurierungsarbeiten kam 1970 im Studierzimmer im ersten Stock ein umfangreicher Wandbilderzyklus zum Vorschein. Das gesamte Wandgemälde ist ein zirka acht mal zwei Meter grosses Werk, welches das Leimental, das Birseck und die Stadt Basel zeigt. Die Zeichnung an der Ostwand ist knapp fünf Meter lang, der Blick schweift von einer Anhöhe über das Dorf Oberwil in der Bildmitte, dessen Kirche, einige Bauernhäuser und das am Mansarddach erkennbare Pfarrhaus zu sehen sind. Weiter östlich dominiert die Kirche von Therwil in der Talebene, während das Dorf Ettingen am Fusse des Blauens den Abschluss bildet. Im Hintergrund ragt das langgezogene Gempenmassiv empor, welches über dem Birstal thront. Unter dem Gebirge erheben sich die Ruinen Reichenstein, Birseck und Dorneck. Von links nach rechts sind an den Hängen die Dörfer Münchenstein, die Industriesiedlung Neue Welt, Arlesheim, Oberdornach und Dornachbrugg erkennbar. Dahinter wird bis zur Burg Angenstein der Birslauf sichtbar. Weiter rechts führt der Weg nach Aesch, erkennbar durch das Blarerschloss und die Dorfkirche, hinauf zur Ruine Pfeffingen und dem Dorf Pfeffingen mit seiner Dorfkirche.

Wandgemälde an der Ostwand im katholischen Pfarrhaus in Oberwil mit Blick ins Leimental und Birseck um 1825 (AG Ob)

 

Tiere, Schweizer Fähnchen und Tannen in den Dörfern Oberwil und Therwil beleben den Vordergrund. Das Vorhandensein von Schweizer Kreuzen weist darauf hin, dass das Bild erst nach dem Wiener Kongress 1815 enstanden sein muss, weil das ehemals fürstbischöfliche Birseck erst dann zu Basel und somit zur Eidgenossenschat kam. Hans Rudolf Heyer hat das Wandgemälde dem in Basel ansässigen Maler Maximilian Neustück (1756 – 1834) zugeschrieben. Es ist wohl um 1825 entstanden.

An der Nordwand des Pfarrhauses entwickelt sich auf einer Fläche von 2,04 mal 2,75 Meter das Panorama der Stadt Basel, welches wiederum von hohen Baumkulissen begrenzt wird. Hinter einer buckligen Katze erhebt sich der Tüllingerhügel mit seiner Kirche über das Rheintal, in der Bildmitte die Stadt Basel, welche sich als horizontales Band aus der Landschaft heraushebt. Besonders markant ragen das Münster und Spalentor über die Ringmauern. Der Schwarzwald und das Wiesental mit den Dörfern Riehen, Stetten, Lörrach und Grenzach bilden die Abschlusskulisse. Rechts hinter dem Baum ragt der Margaretenhügel mit der Kirche über Binningen (Nach: Ein romantischer Wandbilderzyklus im Pfarrhaus, Hans Rudolf Heyer).

 

Blick vom Friedhof auf das Pfarrhaus im Jahre 1975 (Ka)

 

Das Pfarrhaus von der Mühlegasse aus gesehen, rechts vor dem Kirchturm das Härig-Huus (Ka)

1990 wurde das Pfarrhaus einer grossen Renovation unterzogen. Am äusseren Erscheinungsbild hat sich durch die Renovation nicht viel verändert, im Innern jedoch wurde das Haus unter Wahrung der Bausubstanz umgestaltet. Das Erdgeschoss steht seit der Renovation im Zeichen der Pfarreiarbeit: Es enthält das Sekretariat, ein Besprechungszimmer, ein Arbeitszimmer sowie einen Kopierraum, die beiden Obergeschosse dienen dem Wohnen.

 

Das 1990 renovierte Pfarrhaus am Schwanenplatz, der ehemalige Vorgarten musste der Strassenerweiterung weichen. Aufnahme 2012 (Ry)